Kauhava Schulzentrum

In ganz Finnland wird derzeit die Frage diskutiert, ob alte Schulgebäude renoviert werden sollten oder ob man sie abreissen sollte, um Platz für moderne Neubauten zu schaffen. Die Stadt Kauhava in Südösterbotten entschied sich, das alte Schulgebäude, in dem es eine Reihe von inneren Problemen gab, abzureissen und ein neues Schulzentrum zu bauen.

Die Planung des Schulzentrums Kauhava begann 2015, die Gesamtkosten beliefen sich auf etwa 20 Millionen Euro. Der Neubau mit einer Grundfläche von etwa 9 000 Quadratmetern stellt moderne Lernumgebungen für 800 Schüler von der ersten Klasse bis zur Sekundaroberstufe bereit.

«Die verschiedenen Altersgruppen sind zum Teil in eigenen Gebäudeflügeln mit eigenen Eingängen untergebracht. Die von allen genutzten Gemeinschaftsbereiche sind die Schulmensa, die Aula sowie Technologielabore und Räume für den Hauswirtschaftsunterricht. Diese befinden sich in der Gebäudemitte», erklärt der Entwurfsplaner des Projekts Jorma Keskikiikonen vom Architektur- und Bauingenieurbüro Motiivi Oy.

Abends wird das Gebäude zu einem multifunktionalen Raum, in dem musikalische Aktivitäten und Veranstaltungen der Erwachsenenbildung stattfinden. Der Freizeitnutzungsbedarf wurde bereits bei der architektonischen Planung mit berücksichtigt.

«Wir stellen unseren abendlichen Nutzern Kunsträume, die Aula und die Turnhalle zur Verfügung, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch bei der Planung des Schulhofs wurde von einer breiten Nutzerbasis ausgegangen: die Spielfelder und Sportplätze sowie die Outdoor-Spiel- und -Turngeräte werden sowohl von unseren Schülern als auch von Freizeitsportlern genutzt», so Schulleiter Ville Vihla.

Anpassungsfähigkeit und Vielseitigkeit

Die Schlüsselansätze bei der Entwurfsplanung der Räumlichkeiten des neuen Schulzentrums waren Flexibilität und Vielseitigkeit. Die Räume sollten leicht anpassbar sein, um sie für Unterricht und Freizeitaktivitäten nutzen zu können.

«Unser Ausgangspunkt war es, für jeden Raum zwei Nutzungszwecke zu finden. Die Aula kann beispielsweise sowohl für Abiturprüfungen als auch für kleinere Konzerte genutzt werden», so Keskikiikonen.

Bis zu eintausend Einwohner von Kauhava können an einem Tag unter demselben Dach lernen, arbeiten und ihren Hobbys nachgehen. Angesichts dieser Nutzerzahl erscheinen die Räumlichkeiten nicht besonders gross. Doch die Räume lassen sich zum Beispiel durch das Öffnen oder Schliessen von Faltwänden an verschiedene Bedarfe und Gruppengrössen anpassen.

«Wenn wir beispielsweise Abiturprüfungen haben, dann passen nicht alle in die Aula. Dank der anpassbaren Räume können wir jedoch drei Klassenzimmer zu einem zusätzlichen grossen Raum verbinden, in dem wir Prüfungen abhalten können», so Vihla.

Übersteigt eine Gruppe mal die Kapazität eines Klassenzimmers, so hat jede Schulstufe auch einen eigenen Eingangsbereich, in dem selbständiges Lernen, Gruppenarbeit und offenes Lernen möglich sind.

Auf die erste grössere Probe gestellt wurden die Räumlichkeiten gleich im Herbst, als die Schule zu ihrer Freude überraschenderweise eine grosse Zahl von Anmeldungen für die Sekundaroberstufe erhielt. Dank der Anpassungsfähigkeit konnten mehr Oberstufenschüler als geplant aufgenommen werden.

«In dieser Hinsicht funktioniert das Schulgebäude zweifelsohne hervorragend und wird dies auch weiterhin auf lange Sicht tun. Egal, wie sich Schülerzahl oder Raumbedarf ändern, das Gebäude passt sich an», erklärt Vihla.

Die passende Raumakustik für alle Nutzer

Das Schulzentrum Kauhava ist ein beeindruckender Ort mit einer persönlichen Note, mit einem Design, das sowohl mit Oberflächen als auch Farben spielt. Die Innenräume erzeugen durch farbstarke Wände, grafische Tapeten und Holzverkleidungen eine einladende und geradezu wohnliche Atmosphäre.

Die persönliche Note erstreckt sich auch auf die Akustiklösungen. Für die Decke im Eingangsbereich wurden Ecophon Focus Ez Absorber verwendet. Anstelle einer standardmässigen glatten Deckenfläche wurden die Platten asymmetrisch platziert, wobei eine Seite unter die Deckenlinie fällt. Zusätzlich wurden Akusto Wall Platten, die sonst meist als Wandabsorber dienen, hier an der Decke über dem Küchenbereich und anderen Bereichen angebracht.

«Die in den abgehängten Decken verwendeten Akusto Platten umfassen integrierte Punktstrahler und sorgen so gleichzeitig für gute Beleuchtung und Schallabsorption. In einigen Räumen haben wir auch die Wandoberflächen nach akustischen Gesichtspunkten konzipiert, um eine optimale Raumakustik zu erreichen», erläutert Keskikiikonen.

Die Nutzer wurden sehr frühzeitig in die Planung der Räume und ihrer akustischen Eigenschaften eingebunden. Insbesondere was den Musikunterricht anbelangt, ist es wichtig, dass die Unterrichtsräume dafür geeignet und akustisch angenehm sind. Man entschied sich schliesslich dafür, die Musikunterrichtsräume dort mit unterzubringen, wo die Zivilschutzräume liegen, da diese von Natur aus mit dicken Wänden und einer guten Schalldämmung versehen sind.

Akustiklösungen von Ecophon wurden in allen Unterrichtsräumen, in der Turnhalle, in Fluren, Eingangsbereichen und Speiseräumen verwendet. Für die Installation war Marko Haikka von Sisustus-Nummi Oy verantwortlich.

«Neben Raumplanung und akustischen Lösungen haben wir auch probiert, die Geräuschpegel in den Räumen durch unser eigenes Verhalten zu senken. Die Mahlzeiten finden zum Beispiel in fünf Durchgängen statt, sodass Personenzahl und Geräuschpegel nicht zu hoch werden», so Vihla.

Im Herbst wurden im Schulzentrum Kauhava Lärmmessungen durchgeführt, bei denen die Mehrzahl der Räume gut abschnitt. Die Turnhalle erwies sich als grössere Herausforderung, denn der Geräuschpegel stiegt dort an einigen Stellen übermässig an, wenn die Halle mit voller Kapazität genutzt wurde. Daraufhin wurde entschieden, die Raumteilervorhänge auszutauschen, um eine bessere Schalldämmung zu erreichen.

«Zum Glück stehen uns viele Optionen zur Verfügung, um mögliche akustische Schwierigkeiten zu beheben. In der Aula können wir beispielsweise zusätzliche runde Akustikplatten an den Wänden anbringen, falls in der Zukunft Akustikprobleme auftreten sollten», bemerkt Keskikiikonen.

Das erste Schuljahr im neuen Gebäude ist sehr erfolgreich gestartet. Nach Meinung von Vihla, haben Lehrer, Schüler und Freizeitnutzer die Räumlichkeiten sehr gut angenommen.

«Diese Schule ist ein äusserst wichtiger Ort für alle in Kauhava, der bei der lokalen Bevölkerung in der Gemeinde Anklang findet. Es ist toll zu sehen, wie die fertigen Räumlichkeiten jetzt aktiv genutzt werden», ergänzt Keskikiikonen.

Text: Eveliina Miettunen / Ground Communications
Photos: Studio Juha Sarkkinen