Montserrat Klosterschule
Das Col.legi Montserrat hat eines der kreativsten Unterrichtskonzepte in Spanien. Schweigen und Zuhören, so lässt sich das an spanischen Schulen vorherrschende Modell zusammenfassen. Von diesem Modell hat sich die Schule in Barcelona zugunsten eines stärker kommunikativ geprägten Systems verabschiedet. Möglich wurde das durch eine gute Raumakustik, insbesondere durch eine gezielte Schallabsorption im tiefen Frequenzbereich.
Das Col.legi Montserrat wurde 1926 gegründet. Heute leitet der Missionar Hijas de la Sagrada Familia de Nazaret die Schule, die das gesamte Altersspektrum abdeckt, von der Vorschule bis zur Universitätsreife.
Der Wunsch, anspruchsvolle Bildung auf innovative Weise zu vermitteln, stand Pate bei der Schulgründung. Die Schule verfolgt ein Lernmodell, bei dem die Schüler in Gruppen zusammenarbeiten. Kommunikationsfähigkeit und Individualität werden gefördert.
Die ersten Schritte
Vor acht Jahren ließ die Schulverwaltung mehrere bauliche Veränderungen durchführen. Begleitet wurden die Maßnahmen von einem neuen Lernmodell. Die Rolle der Lehrer und der Charakter der Räume änderten sich und es wurden neue Arbeitsformen eingeführt.
2014 verabschiedete sich die Schule vom traditionellen Klassenzimmer zugunsten eines offenen Modells. In den Klassenzimmern können jetzt gleichzeitig unterschiedliche Arten von Unterricht durchgeführt werden: Gruppenarbeit, Diskussionen, Erläuterungen und Präsentationen koexistieren friedlich nebeneinander. Ohne akustische Verbesserungen in den Klassenzimmern wäre dieses Modell nicht realisierbar gewesen.
Die Interessen der Schüler stehen im Mittelpunkt und die Akustik gehörte einfach dazu.
„Bei der Gruppenarbeit müssen sich die Schüler gegenseitig verstehen können, aber der Lehrer muss natürlich auch gut zu hören sein. Jede Klasse muss sich auf unterschiedliche Unterrichtsformen einstellen. Eine gute Akustik erleichtert den Unterricht in Kleingruppen. Die Schüler können sich besser auf den Lehrer und auf Präsentationen konzentrieren“, erklärt María Marta Molina, Leiterin der Vor- und Grundschulstufe.
„Bei der Planung der Umbauten haben wir uns auch mit dem Hörbereich beschäftigt. Die Interessen der Schüler stehen im Mittelpunkt und die Akustik gehörte einfach dazu.“
Ein neues Schülerprofil
Die Raumakustik soll die Konzentrationsfähigkeit der Schüler fördern und gute Voraussetzungen für die Zusammenarbeit schaffen – ein dynamisches Modell, das bewusst im Gegensatz zum klassischen Frontalunterricht steht. Das kann nur klappen, wenn Schüler und Lehrer sich verständlich machen können, ohne die Stimme zu heben oder von anderen Schülergruppen abgelenkt zu werden.
Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass zwischen 30 und 40 Prozent der Schüler in den letzten Grundschuljahren bereits die ersten Hörprobleme haben. Kommt eine miserable Raumakustik hinzu, wird es noch schwerer, dem Unterricht zu folgen. Durch eine professionell gestaltete Akustik lässt sich viel erreichen.
Der Bedarf an guter Akustik in verschiedenen Bereichen
Nicht nur in den Klassenzimmern selbst ist die Raumakustik wichtig, auch in Fluren, Mensen, Musikzimmern und Turnhallen lässt sich die Atmosphäre durch eine gute Akustik verbessern.
Die Verwaltung des Col.legi Montserrat ging umsichtig vor. Sie hat mit den Umbauten zunächst in der Mensa begonnen und anschließend auch nur eines der beiden großen Klassenzimmer modernisiert. Es wurden stark schallabsorbierende Decken- und Wandelemente installiert, um den Anforderungen des neuen Unterrichtsmodells zu genügen und gleichzeitig Verbesserungen für Hörbehinderte zu erreichen.
Bedämpfung der tiefen Frequenzen
Jens Guldbaek, Architekt und Berater für Bildungseinrichtungen (LOOP.bz), war als Projektmanager für die Modernisierung verantwortlich.
Er erinnert sich: „Es gab zwar eine merkliche Verbesserung bei der Raumakustik, doch wir stellten fest, dass der Schallpegel höher als erwartet war, weil sich überdurchschnittlich viele Schüler in den Räumen aufhalten. Die Ergebnisse reichten uns nicht.
Wir haben uns deshalb die tiefen Frequenzen vorgenommen und diese noch stärker bedämpft als normalerweise üblich.“
Der erfahrene Architekt hatte die richtige Intuition.
„Es hat funktioniert und heute sind wir überzeugte Anhänger zusätzlicher Tieffrequenzabsorption. Sie erleichtert das Sprechen und Hören und machte die Raumakustik natürlicher. Eigentlich ist es gar nicht möglich, die tiefen Frequenzen zu stark zu dämpfen, doch leider werden diese Frequenzanteile in den meisten Gebäuden dieses Typs sogar noch verstärkt. Das ist ausgesprochen abträglich für die Kommunikation.”
Lärm im Klassenzimmer
In einem typischen Klassenzimmer ist es oft laut. Die Lärmquellen können vielfältig sein: Geräte summen, Schüler reden wild durcheinander und sogar Möbel können Geräusche machen. Lehrer reagieren anders auf Lärm als Schüler. Manche fühlen sich gestresst, andere werden schnell müde, einige verlieren sogar ihre Stimme.
„Es ist schwierig, sich in einem Raum zu konzentrieren, der für 72 Schüler ausgelegt ist. Ohne Akustikverbesserung hätten wir den geplanten Mehrzweckraum gar nicht richtig nutzen können. Wir mussten uns um zwei Probleme kümmern: Die Akustik war schlecht und förderte Konzentrationsstörungen und der Schallpegel war hoch, was die Unterrichtsmöglichkeiten einschränkte“, erklärt Techniklehrer Juan Linares.
Wenn ein Lehrer oder Schüler etwas vortragen kann, ohne die Stimme zu heben, reagieren die Zuhörer viel positiver.
„Nach der Akustiksanierung haben wir Veränderungen wahrgenommen. So verzichteten die Lehrer auf das Mikrofon, das der Stimme ohnehin einen unnatürlichen Klang gegeben hatte. Heute müssen wir kaum noch die Stimme heben und es können mehrere Schülergruppen eigenständig im selben Zimmer lernen, während andere Schüler dem Lehrer zuhören. Die Schüler nehmen die Informationen leichter auf, weil sie sich nicht extra anstrengen müssen, um sie überhaupt zu hören.“
Auch die Schüler merken den Unterschied.
„Wir sind konzentrierter und lernen besser“, meint Jordi Sabé Santacana, ein Schüler aus der Sekundärstufe.
Und Claudia Fernández Arévalo, ebenfalls aus der Sekundärstufe, meint: „Früher hat sich der Lärm im ganzen Raum verteilt, aber jetzt hören wir die anderen Gruppen nicht mehr und können wir uns auf den eigenen Kreis konzentrieren. Die Akustik ist viel besser und klarer geworden.“
„Wenn ein Lehrer oder Schüler etwas vortragen kann, ohne die Stimme zu heben, reagieren die Zuhörer viel positiver“, meint Juan Linaress.
Akustik ist der beste Freund des Lehrers
Die Akustikumbauten haben eine neue Dynamik möglich gemacht. Sie haben die Voraussetzungen für die geplanten Verbesserungen geschaffen und der Schule erlaubt, ihr eigentliches Ziel zu erreichen: Den Unterricht zu verbessern. Molina bestätigt das: „Die Maßnahmen haben zweifellos dazu beigetragen, dass wir die Qualitäts- und Exzellenzvorstellungen umsetzen konnten, die wir mit der ersten Modernisierung angestrebt hatten. Wir werden das sicherlich in den anderen Klassenzimmern wiederholen. Wir haben gemerkt, dass Akustik wichtig ist und dass wir sie gezielt verbessern können.“
Text: Lourdes Redondo Bacaicoa
Fotos: Pablo Cueva Junghanns