EVICURES Healthcare Projekt in Finnland

In vielen älteren Krankenhausgebäuden ist Lärm ein ständiger Störfaktor; aus diesem Grund wurde der Akustik in der neuen Intensiv- und Intermediate-Care-Station in Seinäjoki, Finnland, besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Das EVICURES-Projekt an diesem Krankenhaus war das erste Projekt zur Untersuchung evidenzbasierter Design (EDB)-Aktivitäten in Finnland. Ziel des Projekts war die Entwicklung eines neuen benutzerfreundlichen Designmodells für Intensivstationen (ICU) und die Gestaltung einer neuen ICU nach diesem Modell.

Nature-themed, printed acoustic wall panels in hospital corridor

Eine besondere Anforderung an Krankenhauseinrichtungen ist, dass alle Oberflächen, vom Boden bis zur Decke, hygienisch und reinigungsfähig sind, was bedeutet, dass Standard-Akustiklösungen nicht verwendet werden können. In der Station Seinäjoki sind die Wände mit bedruckten Akustikpaneelen mit Naturmotiven versehen. Diese absorbieren nicht nur den Schall, sondern machen die Flure und Behandlungsräume auch optisch ansprechender.

Finnlands Erste

Finnlands erste Intensiv- und Intermediate-Care-Station, die aus Einzelzimmern besteht, fördert die Genesung des Patienten sowie die Zusammenarbeit zwischen dem Pflegepersonal. Saint-Gobain Ecophon diente als einer der Kooperationspartner für das bahnbrechende EVICURES-Projekt (lesen Sie mehr über das Projekt und laden Sie den Bericht hier herunter).

Die neue 24-Betten-Station des Seinäjoki Central Hospital wurde Anfang April 2018 in Betrieb genommen. Intensiv- und Intermediate-Care-Operationen aus allen Fachbereichen des Krankenhauses sind in der neuen Station konzentriert, wovon sowohl Patienten als auch Pflegepersonal profitieren.

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Wenn viele Fachbereiche in dem gleichen Gebäude vereint sind, kann das vielfältige Wissen der Mitarbeiter effektiver genutzt werden. Wir haben jetzt innere Krankheiten, Chirurgie und neurologisches Fachwissen und Beratungshilfe innerhalb der gleichen Abteilung.

Kati Hämäläinen, Nurse

Ein weiteres Ziel des konzentrierten Betriebes ist die Verbesserung der Kosteneffizienz, der Qualität der Pflegearbeit sowie des Wohlbefindens und der Zufriedenheit von Mitarbeitern und Patienten gleichermaßen. Der Bau aller Einrichtungen und der erforderlichen Ausstattung kostete rund 12 Mio. Euro.

Grundlage für ein gemeinsames Entwicklungsprojekt

Grundlage für das Design war das Projekt EVICURES, in dem ein Designmodell für eine Intensiv- und Intermediate-Care-Station der Zukunft entwickelt wurde. Das Designmodell basiert auf EBD, Evidence Based Design, und nutzt Forschungsinformationen und Nutzererfahrungen, die vom VTT Technical Research Centre of Finland bereitgestellt wurden.

Das Architekturbüro Arkkitehtitoimisto Jääskeläinen Oy war für die architektonischen und innenarchitektonischen Elemente des Projekts verantwortlich:

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Als es um die erste Intensivstation Finnlands ging, die aus Einzelzimmern besteht, musste der gesamte Gestaltungsprozess von Grund auf neu begonnen werden.“

Jyrki Jääskeläinen, Architekt

Nutzer als Teil des Planungsprozesses

Die Planung und bauliche Ausführung der Intensiv- und Intermediate-Care-Station basierte weitgehend auf Informationen über die praktische Nutzung. Die Mitarbeiter haben viel Wissen und Erfahrung, wie die Einrichtungen genutzt werden, während die Planer und Bauherren die Experten sind, wenn es um die technischen Anforderungen der Einrichtungen geht. Diese beiden Perspektiven galt es, möglichst effektiv zu kombinieren.

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Benutzerzentriertheit war der Schlüsselfaktor bei der Entwicklungsarbeit. Das Krankenhauspersonal, das Management, die Patienten, die Angehörigen, der Krankenhausbezirk und die Kooperationspartner waren alle in die Entwurfsarbeit für die Station eingebunden.

Tiina Yli-Karhu, Design-Koordinatorin des Krankenhausbereichs South Ostrobothnia

Die Beteiligten hatten die Möglichkeit, die Funktionalitäten, die Beweglichkeit der Möbel, die Beleuchtung und die Temperaturen der Intensiv- und Intermediate-Care-Einrichtungen mit Hilfe von VR-Brillen und 3D-Modellen im Virtual Reality Technology Laboratory der Fachhochschule Seinäjoki vorab zu erleben und zu testen.

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Durch die Erkundung der 3D-modellierten Räumlichkeiten konnten wir uns ein gutes Bild von den zukünftigen Räumen machen, was allein mit Unterlagen und Grundrissen besonders schwierig ist.

Kati Hämäläinen, Krankenschwester

Um die Arbeit des Pflegepersonals zu erleichtern, sind alle Räume identisch ausgestattet. Das bedeutet, dass das Pflegepersonal keine Geräte und Ausstattungen von einem Raum in den anderen bringen muss, da alles, was es braucht, immer dort vorhanden ist, wo es sich befindet.

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Bei der Gestaltung haben wir versucht, die in den bisherigen Räumlichkeiten beobachteten Probleme zu lösen. Zum Beispiel muss es in den Patientenzimmern Platz zum Arbeiten und Bewegen von medizinischen Geräten geben.

Jyrki Jääskeläinen, Architekt

Innenarchitektur ermöglicht effiziente Genesung

Forschungsdaten über Faktoren, die die Genesung von Patienten beeinflussen, wurden ebenfalls in den Designprozess einbezogen.

Das Wohlbefinden der Patienten wird u. a. durch stressminimierende technische Lösungen gefördert: Die Pflegezimmer sind mit Fenstern ausgestattet oder werden mit dynamischen Lichtquellen beleuchtet, die das natürliche Licht imitieren und entsprechend dem Tagesrhythmus variieren.

Jyrki Jääskeläinen erklärt, dass in den Einzelzimmern die Heizung, die Beleuchtung und die Geräuschkulisse an die Vorlieben und Bedürfnisse der Patienten angepasst werden können. So kann sich der Körper darauf konzentrieren, gesund zu werden.

Healing Design

Mit privaten Zimmern kann die Privatsphäre der Patienten bei der Durchführung von Eingriffen gewährleistet werden, und Ruhe und Erholung sind effizienter.

Außerdem können Freunde und Angehörige die Patienten besuchen, ohne andere Patienten in der Einrichtung zu stören. Getrennte Zimmer reduzieren auch das Risiko der Ausbreitung von Infektionen über die Luft. Krankheiten können sich nicht so leicht ausbreiten wie in gemeinsam genutzten Räumen.

Für die Abtrennung der Zimmer wurden Glaswände gewählt, damit das Pflegepersonal den Zustand und das Wohlbefinden der Patienten auch von außerhalb des Zimmers ständig überwachen kann - und bei Bedarf lassen sich die Fensterflächen zwischen den Zimmern per Knopfdruck blickdicht machen oder dimmen, um die Sicht in die Nachbarzimmer oder auf den Flur zu versperren.

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Im Moment sind wir noch dabei, uns an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen und zu lernen, wie man sie nutzt, aber die Mitarbeiter haben die neuen, funktionalen und akustisch verbesserten Räumlichkeiten gelobt.

Kati Hämäläinen, Krankenschwester