Klare Kommunikation in Lübeck
„Wir bekamen eine erstaunlich ruhige Arbeitsumgebung. Sie unterstützt und verbessert die Arbeit von Ärzten sowie Krankenschwestern", sagt Dr. med. Sebastian Wolfrum.
Der Medizinische Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Lübeck, ist mit der neuen Notaufnahme sehr zufrieden. Eine zentrale Neuerrichtung der Notaufnahme löst künftig die Interimslösung des Modulanbaus ab. Im Rahmen dieser baulichen Übergangslösung wurde eine komplette Ausweichbettenstation im Obergeschoss realisiert.
In nur sechs Monaten konnte der in Modulbauweise erstellte Anbau realisiert werden – das Gebäude ist somit vollständig reversibel
Obwohl dies eine vorübergehende Lösung darstellt, wurde die akustische Umgebung als relevanter Gestaltungspunkt für diesen Arbeitsplatz in Planungsgesprächen mit Architekten, Ärzten und Krankenschwestern und Patienten als relevant bewertet und baulich berücksichtigt.
“Das Bedürfnis nach Ruhe und Diskretion kristallisierte sich schnell als eine wichtigste Design-Aufgaben" heraus, sagt Dr. Wolfrum. Somit ist die ganze Notaufnahme akustisch optimiert worden, einschließlich der Bettenzimmer, wo Patienten auf weitere Behandlungen oder diagnostische Schritte warten.
Wir können uns hier keine Störungen oder Missverständnisse leisten. Das Patientenleben hängt von der Konzentration des Notfallteams ab.
Die Arbeit in einer Notaufnahme verlangt Multitasking-Fähigkeiten des gesamten Teams. Wenn die Patienten in die Notaufnahme kommen, liegt die gesamte Konzentration auf den nächsten Diagnose- und Behandlungsschritten, Medikation, Monitoring, der Umgang mit Angst und Sorge gehört dazu. Veränderungen des Patientenstatus sowie besorgte Verwandte und Freunde wollen bemerkt und betreut werden.
“In dieser stressigen und anspruchsvollen Lage müssen wir in der Lage sein, eine präzise, gut verstehbare Kommunikation durchzuführen, um den Prozess so effektiv und schnell wie möglich gestalten zu können", sagt Dr. Wolfrum. "Dies ist entscheidend – wir können uns hier keine Störungen und Missverständnisse leisten. Wenn ein Glied dieser Kette labil wird, kann dies zu einer Herausforderung für die gesamte Situation werden.”
Der Aufenthalt in der Notaufnahme stellt für die meisten Patienten eine eher beängstigende Ausnahmesituation dar – häufig spielen Schmerzen und Schock eine dramatische Rolle.
“Je stärker unnötige Stressoren unterbunden werden, desto vorteilhafter ist es für den Patienten, die Angehörigen und Besucher. Lärm kann Bedenken hervorrufen – besonders wenn das Gehörte unbekannter Natur ist. Lärm stört Schlaf und notwendige Erholungsphasen. Überall dort, wo wir Störungen reduzieren können unterstützen wir Heilung und Arbeitsqualität", sagt Dr. Wolfrum.
Eine Reihe von Studien zeigen auf, dass eine optimale Arbeitsumgebung sowohl die Arbeitsqualität wie auch die Effizienz des Einzelnen verbessern können. Lärm wird nach wie vor als größter Störfaktor – bezogen auf konzentriertes und kommunikatives Arbeiten – genannt.
Eine Studie aus Großbritannien zeigte, dass mehr als 80 Prozent der Kommunikation in einer Notaufnahme aus vis-a-vis- und Telefonkommunikation resultiert. Werden die Arbeitsabläufe in der Notaufnahme durch unnötigen Lärm beeinflusst oder gestört, die Konzentration also unterbrochen, stellt dies ein Fehlerrisiko dar.
“Die neue Station relativiert unnötige Störungen und Stress. Die nun möglich gewordene ruhige und klare Kommunikation unterstützt u.a. auch die Patientensicherheit und das Wohlbefinden. Eine große Erleichterung für uns - die auch dem Patienten zugutekommt.”
Die psychosozialen Aspekte, so Dr. Wolfrum, bezogen auf das Team der Notaufnahme sollten nicht unterschätzt werden. Teamgeist und Loyalität sind hier wichtig.
"Je weniger teambezogene Differenzen unsere Ressourcen binden, desto mehr Kapazität können wir für den Patienten freilegen."
"Entwicklung ist Teil der Humanmedizin, sie sollte ebenfalls Teil der Arbeitsplatzgestaltung sein in welcher die Humanmedizin praktiziert wird. Die kontinuierliche Entwicklung bei der Schaffung bestmöglicher Arbeits- und Genesungsumgebungen sollte unser aller Ziel sein.”
Fotos: Hans Georg Esch