Sol Plaatjie University
Projekt: Sol Plaatjie Universität
Land/Ort: Südafrika / Kimberley
Architekt: Savage and Dodd Architects
Trockenbauer: Trencon
Foto: Tristan McLaren
Eine neue Universität als Begegnungsstätte – ein modernes Gebäude zum Leben
Die Sol Plaatje University befindet sich in Kimberley, Südafrika in der Provinz Nordkap und ist eine von zwei neuen Universitäten, die in Südafrika nach der Apartheid als Reaktion auf den verbesserten Zugang zu höherer Bildung gegründet worden. Der Entwurf für die Universität, die sich im Herzen von Kimberley als städtischer Campus befindet, der in das Gefüge der Stadt integriert und als katalytisches Stadterneuerungsprojekt angesehen wird, wurde als zweistufiger Designwettbewerb durchgeführt. Die Architekten begannen diesen Prozess mit der Vorstellung, welche Arten von Räumen eine neue zeitgenössische Universität enthalten könnte. Wir waren der Meinung, dass die Architektursprache der neuen Universität eine zeitgemäße Antwort auf eine umweltgerechte Architektur abbilden sollte, die das Gebäude in das Gesamtbild der Stadt stellt. Sie sollte zurückhaltend und bescheiden sein und bestimmte ikonische Höhepunkte aufweisen, die die Universität als einen besonderen Ort kennzeichnen. Ein weiterer Aspekt konzentrierte sich auf das Konzept neuer Universitätsgebäude als Mehrzweckgebäude, die die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und die Zusammenführung von Disziplinen in lebendigen, übergreifenden Bereichen fördern, die im Mittelpunkt der studentischen Erfahrung stehen. Diese Typologien, die eine gemischte Nutzungen enthalten und sowohl formale als auch informelle Sozialräume integrieren, sind integraler Bestandteil des Konzepts des multifunktionalen Quartiers. Als wir Kimberley und die Landschaft des Nordkaps erkundeten, lernten wir die vielschichtigen Landschaften kennen, die von alten Wohn- und Bauelementen geprägt sind. Einige davon wurden in Elemente des Gebäudes übersetzt: die Metapher des Baumes, der Wasserkasten, die koloniale Veranda und die Felsgravuren von Wildebeeskuil und Driekopseiland. Dieses Gebäude, das Teil des ersten Abschnitts der Universität ist, ist ein Mehrzweckgebäude, das auf einen städtischen Platz ausgerichtet ist und zusammen mit dem angrenzenden Gebäude einen zentralen Innenhof umschließt. Es besteht aus drei verschiedenen Teilen, die sich auf die Platzierung des Gebäudes auf dem Gelände beziehen und unterschiedliche Nutzungen artikulieren. Es umfasst 174 Wohneinheiten, einen Speisesaal und eine Küche, Unterrichtsräume, akademische Büros und Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss auf dem Platz. Der Bauprozess umfasste umfassende Strategien in Bezug auf Materialauswahl, Zugangsstandards und ökologische Nachhaltigkeit. Es beinhaltet eine Kombination aus passiven und mechanischen Heiz- und Kühllösungen, einschließlich eines TABS-Systems, Regenwassernutzung und Grauwassernutzung durch eine zentrale Bezirksanlagenlösung.
TABS vs. Akustik?
Die Nutzung vom Betonkern des Gebäudes (thermoaktive Bauteilsysteme, TABS) als Bestandteil der Temperaturregulierung senkt den Energieverbrauch im Vergleich zu klassischen Kühltechnologien deutlich. TABS verhindern starke Schwankungen der Raumtemperatur und wirken sich somit positiv auf den thermischen Komfort aus. Aus akustischer Sicht stellen Betonwände und -decken allerdings eine Herausforderung dar. Der Schall wird von den glatten Oberflächen reflektiert, wobei störende Reflexionen entstehen, die sich rasch über den gesamten Raum erstrecken. Der Schallpegel wird mitunter so hoch, dass es für die Menschen, die in diesem Gebäude leben und arbeiten, schwierig wird, sich wohlzufühlen, sich zu konzentrieren oder gar Gespräche zu führen. Dies wiederum führt zu Stress und zu einem generell unzureichenden Raumkomfort. Das musste unbedingt verhindert werden, um das Gesamtziel des neuen Gebäudes nicht zu gefährden.
Eine vollflächig verlegte Akustikdecke scheidet aus, da die kühlende Energie, die aus dem Beton abgestrahlt wird, von der Akustikdecke abgeschirmt würde. Aus diesem Grund haben sich die Projektleiter des Planungsbüros Savage + Dodd Architects sowie die Verantwortlichen für den Neubau für freihängende Deckensegel bzw. Baffeln entschieden, die nicht nur die Raumakustik verbessern, sondern gleichzeitig auch eine effiziente Raumkühlung nur geringfügig beeinflussen. Der Hersteller von den Akustiksegeln Ecophon hat gemäß der europäischen Prüfnorm EN 14240:2004 mit renommierten Instituten und Büros Tests durchgeführt, um zu bewerten, inwiefern der Kühleffekt von Deckensegeln oder Baffeln beeinflusst wird.
Das Ingenieurbüro PEUTZ hat gemeinsam mit dem Hersteller die Temperaturdifferenz von zwei Büros mit thermisch aktivierten Betondecken, beeinflusst durch akustisch hochwirksame Glaswolldeckensegel, untersucht. Die Ergebnisse sind wie folgt zusammengefasst: Wenn die Deckensegel 50% der Deckenfläche bedecken, zeigt sich ein Temperaturanstieg der operativen Raumtemperatur im Testraum von 0,30°K (+/- 0,06°K) im Vergleich mit dem Durchschnitt der Temperaturerhöhung des Raumes ohne akustische Maßnahme.
Auch das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, ISE, hat Baffel- sowie Deckensegelsysteme aus Glaswolle gemessen und kam zu dem Ergebnis, dass Betonkernaktivierung und Akustik sich nicht ausschließen. Die Untersuchungen nach EN 15251 haben gezeigt, dass die operativen Raumtemperaturen im empfohlenen Temperaturkorridor liegen. Das Baffelsystem hat im Vergleich zum Deckensegelsystem einen geringeren Einfluss auf die Temperatur.
Das Konzept ging komplett auf
Die Architekten und das Projektteam haben einen modernen und inspirierenden Campus geschaffen, der den Herausforderungen und Anforderungen, an einen so zentralen Ort sowie die sich darin befindlichen Lernumgebung gestellt werden, gerecht wird. Den raumakustischen Komfort erreichten Sie mit Absorbern der Produktfamilie Ecophon Solo™ – die zudem auch sehr ästhetisch sind. Das Gebäude als Begegnungs-, Wohn- und Bildungsstätte wird von den Menschen angenommen und schreibt ab sofort seine eigene Geschichte.