WELL-Zertifizierung: Starkes Interesse am Wohlbefinden am Arbeitsplatz in Spanien
Das Interesse an Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz nimmt rapide zu. Die einzige Gebäudezertifizierung, die sich mit diesen Themen befasst, WELL, wächst ständig. Nicht zuletzt in Spanien. "Das Wachstum ist erstaunlich, und wir sehen die gleiche Entwicklung in anderen europäischen Ländern", sagt Bieito Silva Poti, Architekt und WELL Performance Testing Agent beim spanischen WELL-Partner ITG.
Im Jahr 2018 unterzeichnete die spanische gemeinnützige Technologieorganisation ITG (Instituto Tecnologico de Galicia) eine Vereinbarung mit dem WELL Building Institute. Mit dieser Vereinbarung trat die WELL-Zertifizierung in den spanischen und südamerikanischen Markt ein. Dies hat sich als kluger Schritt erwiesen. ITG stellt fest, dass in Spanien ein großes Interesse an Gesundheitsfragen im Allgemeinen und an der WELL-Zertifizierung im Besonderen besteht.
"Als autorisierter Partner von WELL haben wir 2019 eine Konferenz zum Thema Wohlbefinden mit dem Namen 'WELLference' organisiert. Bei der ersten Veranstaltung waren 300 Teilnehmer anwesend. Ich würde dies als Erfolg und als Indikator für das starke Interesse an gesunden Arbeitsplätzen in Spanien bezeichnen", sagt Bieito.
Hohe Nachfrage nach gesunden Arbeitsplätzen
Der WELL-Gebäudestandard ist das erste Bewertungssystem, das sich ausschließlich darauf konzentriert, wie Gebäude und alles, was sich in ihnen befindet, den Komfort verbessern und die Gesundheit und "WELLness" fördern können. Gesundheit ist ein Thema, das den meisten Menschen am Herzen liegt, und viele Menschen interessieren sich sehr für Gesundheitsfragen. Die Mitarbeiter von heute wollen in einer gesunden Umgebung arbeiten.
"Das ist wichtig für uns, und die Arbeitgeber wissen das. Und das Gute an Gesundheitsfragen ist, dass alle Beteiligten nicht nur davon profitieren, sondern es auch sehr deutlich merken. Wenn sich das Arbeitsumfeld verbessert, fällt es leichter, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Ein gesunder und angenehmer Arbeitsplatz führt zu weniger Ablenkungen und besserer Leistung. Aber es geht nicht nur um die Steigerung der Produktivität. Einige direkte Kosten des Arbeitgebers, wie z. B. Krankheitsausfälle, hängen mit einem minderwertigen, unbequemen und ungesunden Arbeitsumfeld zusammen", sagt Bieito.
Wohlbefinden am Arbeitsplatz ist entscheidend
Das Interesse an Gesundheitsfragen ist bei den von Bieito so bezeichneten hochrangigen Unternehmen groß, d. h. bei Unternehmen, die die talentiertesten und bestausgebildeten Mitarbeiter anziehen wollen. Sie sind auf ein erfolgreiches Employer Branding angewiesen. Der Arbeitsplatz ist in dieser Hinsicht von entscheidender Bedeutung: Geografische Lage, Gestaltung und gesundheitliche Faktoren können darüber entscheiden, ob ein Bewerber für eine Stelle ein Angebot annimmt oder nicht. Nicht nur wirtschaftliche Faktoren wie Gehalt, Rente und Versicherung sind heute ausschlaggebend für diese Entscheidungen. Wenn ein Arbeitgeber von einem qualifizierten Bewerber abgewiesen wird, kann die Suche nach einem neuen Kandidaten sehr kostspielig sein.
"In Spanien gibt es viele Unternehmen, nicht zuletzt internationale, die ihre Gebäude renovieren und zertifizieren lassen. Und auch Immobilieneigentümer, die neue Gebäude bauen, haben ein Interesse daran, diese zu zertifizieren, da sie sich des hohen Bedarfs ihrer Mieter an einem gesunden Arbeitsplatz bewusst sind", erklärt Bieito.
Bemerkenswertes Wachstum bei WELL-Projekten
Seit der Gründung im Jahr 2014 haben 4.136 Projekte in 59 Ländern eine WELL-Zertifizierung beantragt. In Spanien war das Wachstum bemerkenswert: mehr als 300 Prozent im Jahr 2019. Zugegebenermaßen begann der Anstieg bei niedrigen Zahlen, aber er ist dennoch signifikant. Zu Beginn des Jahres 2020 hatte die ITG 85 WELL-Projekte in Arbeit.
"Das Wachstum ist erstaunlich. Die gleiche Entwicklung ist in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Großbritannien zu beobachten. Das sieht man auch an der großen Anzahl von Konferenzen, die weltweit zum Thema WELL veranstaltet werden. Das Interesse ist enorm."
Wie sieht also die Arbeitsplatzsituation in Spanien aus? Großraumbüros überwiegen, während geschlossene Büros sehr selten sind, sagt Bieito.
"Die Qualität der Gebäude ist recht gut, obwohl die Gesundheit beim Bau dieser Gebäude nicht im Vordergrund stand. Aber die Grundlage ist vorhanden, und die meisten Gebäude können leicht für die Gesundheit angepasst werden und eine WELL-Zertifizierung beantragen".
Lärm ist das größte Problem
Aufgrund der weit verbreiteten Großraumlösungen sind die akustischen Bedingungen in den meisten spanischen Büros alles andere als optimal. Zusätzlich zu den akustischen Nachteilen von Großraumbüros ist in Spanien auch ein kultureller Faktor zu berücksichtigen.
"Ich glaube, wir reden lauter als die Menschen in vielen anderen Ländern. Das macht den Lärmpegel im Büro noch schlimmer", sagt Bieito. Er fügt hinzu:
"Lärm führt zu Konzentrationsproblemen. Dies ist wahrscheinlich das größte Problem, das wir heute in Büros haben. Ich denke, die ersten Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, sind die Installation von Schallabsorbern in offenen Räumen und die Isolierung von Wänden, die private von offenen Räumen trennen.
Ein weiter Weg zum Ziel
Das Bewusstsein für Lärm als negativen Faktor der Arbeitsumgebung ist in Spanien relativ gering, sagt er.
"Wenn man sich an eine bestimmte Situation gewöhnt hat, ist es schwierig, sich vorzustellen, dass eine andere viel besser sein könnte. Ich denke, die Unternehmen arbeiten an dem Thema Akustik, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns".
Als Partner des International WELL Building Institute übernimmt das ITG eine Vorreiterrolle auf diesen langen und vielleicht kurvenreichen spanischen und südamerikanischen Wegen. Ihre Aufgabe und ihr Engagement umfassen drei Bereiche:
- Ausbildung
- Verifizierung
- Kommunikation
Derzeit werden große Anstrengungen in den Bereichen Bildung und Kommunikation unternommen. Aber je mehr Projekte ihre Ziele erreichen, desto mehr Verifizierungen wird es geben.